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Artikel der Sächsischen Zeitung (von Carolin Menz) am 06.01.2015

Jörg Lehmann sorgte in Burkau dafür, dass 70 Menschen jetzt sichere Arbeit haben.
Wie macht er das nur? 

Jörg Lehmann sorgt nicht nur für Jobchancen für Bagger- und Kranfahrer. Er hat außerdem dem einstigen Burkauer Bahnhof eine Chance gegeben – und vor dem Verfall gerettet. Seit 2007 wurde das Objekt saniert und umgebaut. Seit Januar 2014 wird der Bahnhof als Schule genutzt.© Dirk Zschiedrich Jörg Lehmann hofft auf viel Schnee in diesem Winter. Darauf, dass Dauerfrost herrscht und Böden hartgefroren sind. So hart, dass es für Baumaschinen kaum ein Durchkommen gibt. Dann werden Baustellen zwischen Dresden und Görlitz winterfest gemacht, werden Mitarbeiter entlassen oder bummeln Überstunden aus den Sommermonaten ab. Und haben Zeit für Qualifizierung. Bei Jörg Lehmann, der die Leute dauerhaft in gute Jobs bringen und so gut ausbilden will, dass sie in Zeiten steigenden Fachkräftemangels nicht mehr entlassen werden in der Schlechtwetterzeit.

Bauleute werden fit gemacht

Über den Winter macht Jörg Lehmann Bauleute im Technischen Ausbildungszentrum Sachsen in Burkau fit für ihre Zukunft. Männer und Frauen werden zum „geprüften Baumaschinenführer (Erd- und Tiefbau)“ und „Bediener für Gabelstapler und Krane“ ausgebildet – seit Anfang 2014 in Theorie und Praxis im ehemaligen Bahnhof in Burkau. Mehr als 70 Schüler nutzten die Gelegenheit allein 2014. Gut 75 Prozent von ihnen haben danach einen sozialversicherungspflichtigen Job in der Region gefunden oder konnten im bisherigen Job weiterbeschäftigt werden. „Zu uns kamen vorwiegend Männer, die einen Job im Bauhaupt- oder Baunebengewerbe in Aussicht hatten. Voraussetzung dafür aber war die Urkunde und das Zeugnis der Handwerkskammer Dresden zum geprüften Baumaschinenführer, das sie hier nach bestandener Prüfung bekommen“, sagt Jörg Lehmann. Entsprechend motiviert kamen sie – und erreichten ihr Ziel. Jörg Lehmann ist stolz darauf, dass er mithelfen konnte, Menschen in Arbeit zu vermitteln oder ihren Arbeitsplatz zu sichern. Die umfassende Ausbildung hier spreche sich immer mehr rum bei den Chefs in der Region. Die Kosten der Ausbildung übernehmen Jobcenter bzw. Agentur für Arbeit.

Einmalig in der Region

Das Technische Ausbildungszentrum Sachsen für Baumaschinenführer sei in seiner Art einmalig in der Region zwischen Dresden und Görlitz, sagt Jörg Lehmann. Denn das Ausbildungsangebot orientiere sich an Bedürfnissen der Unternehmen. „Das Problem ist, dass auf den Baustellen sehr viele Baumaschinenführer unterwegs sind, die nie nach derzeit gültigen gesetzlichen und berufsgenossenschaftlichen Vorgaben auf Maschinen ausgebildet wurden. Das ist teilweise schon sehr fahrlässig und unverantwortlich. Die Chefs kommen immer erst dann auf den Gedanken, Leute aus- und fortbilden zu lassen, wenn ein Unfall passiert ist“, sagt Jörg Lehmann. Dabei sei es doch gerade für Unternehmer wichtig, dass seine Mitarbeiter mit den teuren und komplexen Baumaschinen auch unter Belastung sicher und sorgfältig arbeiten können. „Nur dann arbeiten sie wirklich effektiv und sind flexibel einsetzbar“, sagt Jörg Lehmann. Die Kursteilnehmer 2014 kamen aus ganz Sachsen, um sich zum Bagger-, Kran- oder Gabelstaplerfahrer qualifizieren zu lassen. Es waren Langzeitarbeitslose darunter, die Hartz IV bezogen oder Arbeitslose, die wetterbedingt eine Zwangspause vom Job auf dem Bau einlegten. Auch mancher Chef schickte seine Mitarbeiter zur Qualifizierung.

Es darf gebuddelt werden

Die von der Handwerkskammer ausgestellte Urkunde „geprüfter Baumaschinenführer (Erd- und Tiefbau)“ ist ein Berufsleben lang gültig. Deshalb paukten die Teilnehmer im neuen Klassenraum im ehemaligen Bahnhof viel Theorie. Lernten von fünf fest angestellten bzw. freien Dozenten, wie Maschinen aufgebaut sind, wie sie standsicher bleiben, Gruben ausgehoben werden und Erdstoff aufgenommen wird. Und natürlich übten sie sich in der Praxis – im dafür angelegten „Sandkasten“ im Außengelände. Auf 800 Quadratmetern darf gebuddelt werden. 14 Wochen dauert die modulare Ausbildung. Herausforderung für jene, die jahrzehntelang nicht mehr auf der Schulbank saßen – oder noch nie auf einem Bagger.

2007 hatte der gemeinnützige Verein den Bahnhof gekauft. Man hatte nach einem großen Objekt in günstiger Lage mit weitläufiger Freifläche gesucht. Der Komplex an der Straße der Jugend bot all das und wurde seit 2007 Stück für Stück saniert und ausgebaut von Jörg Lehmann und seinen Mitarbeitern.

Die Gründung des gemeinnützigen Vereins auch für Jörg Lehmann ein persönlicher Neustart. Als Werkzeugmacher arbeitete er zu DDR-Zeiten im Motorenwerk Cunewalde, nach der Wende bei der Bundeswehr. Hier war er auch zuständig für die Ausbildung der Soldaten an geländefähigen Fahrzeugen. Nach der Zeit beim Bund bildete er sich selbst fort und unterrichtete bei einem Bildungsträger in Dresden künftige Baumaschinenführer, bevor er im Sächsischen Ausbildungszentrum startete. Am 12. Januar beginnt in Burkau der nächste Ausbildungskomplex. Jörg Lehmann erwartet eine volle Klasse – die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass Jobchancen hoch sind. „Wir unterrichten Unternehmen und Privatpersonen auch mal kurzfristig und individuell. Wer einen Job in Aussicht hat, kann nicht auf Termine warten“, so Jörg Lehmann. Arbeit geht vor